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Artikel: Verbotene Verführung: Tierische Duftstoffe in Parfüms und ihre modernen Alternativen

Verbotene Verführung: Tierische Duftstoffe in Parfüms und ihre modernen Alternativen

Verbotene Verführung: Tierische Duftstoffe in Parfüms und ihre modernen Alternativen

Kaum ein Sinn verführt uns so direkt und emotional wie der Geruchssinn. Und kaum eine Kunst versteht es besser, diese Sinne zu reizen als die Parfümherstellung. Viele der berühmten Düfte verdanken ihre Magie einer besonderen Zutat: tierischen Duftstoffen. Doch was einst als Inbegriff sinnlicher Raffinesse galt, ist heute Geschichte – zumindest in Europa.

Der Abschied von der Tierwelt in der Parfümerie

Mit dem Bewusstsein für Tierschutz und Ethik hat sich die Parfümerie wandeln müssen. Seit 2013 verbietet die EU die Herstellung und den Verkauf von Parfüms mit tierischen Rohstoffen. Die Tiere, die einst für diese Essenzen litten oder gar getötet wurden, bleiben nun verschont. Trotzdem müssen wir nicht auf den olfaktorischen Zauber verzichten – moderne Chemie hat beeindruckende Alternativen geschaffen.

Die berühmtesten tierischen Duftstoffe und ihre Geschichten

1. Ambra (Ambrox oder Ambroxide)

· Herkunft: Entsteht im Verdauungstrakt des Pottwals, eine wachsartige Substanz, die oft jahrelang im Ozean treibt, bevor sie an Stränden angespült wird.

· Duftprofil: Warm, balsamisch, leicht maritim, mit Anklängen von Tabak und sonnengetrocknetem Holz.

· Heute: Ambroxan bringt diese magische Tiefe heute synthetisch auf unsere Haut. Die synthetische besonders reine Variante von Ambrox.

2. Moschus (je nach Typ: Galaxolide, Cashmeran, Ethyl Brassylate u.a)

· Herkunft: Stammt aus den Drüsen des Moschushirsches, der dafür getötet wurde.

· Duftprofil: Pudrig, sinnlich, hautnah, warm – die Essenz von Intimität.

· Heute: Synthetische Moschusarten wie weißer Moschus schenken Parfüms diese samtige Tiefe ohne Tierleid.

3. Castoreum (kein einheitlicher INCI -Name; oft Castroeum Extract)

· Herkunft: Gewonnen aus den Drüsen des Bibers, traditionell durch das Auskochen spezieller Beutel.

· Duftprofil: Lederartig, rauchig, mit einer leicht medizinischen Note – wild und ungezähmt.

· Heute: Wird in Lederdüften künstlich rekonstruiert und verleiht Männlichkeitsikonen wie Lederjacken oder Tabak einen olfaktorischen Ausdruck.

4. Zibet (Civet Extract oder Civetone)

· Herkunft: Von der Zibetkatze gewonnen, deren Drüsensekret früher extrahiert wurde.

· Duftprofil: Stark animalisch, leicht urinös, aber zugleich exotisch und wärmend.

· Heute: Zibeton ersetzt diesen herausfordernden Duftakkord, der Parfüms einen Hauch Gefahr und Exotik verleiht.

 

Doch das ist nicht alles: Weitere tierische Düfte

Neben den bekannten Vier gibt es noch weitere tierische Duftquellen:

5. Bienenwachs Absolue (Cera Alba oder Synthetic Bees Wax)

· Herkunft: Extrakt aus Waben der Honigbienen.

· Duftprofil: Süß, warm, leicht animalisch und balsamisch.

· Verwendung: Bringt weiche Süße in Gourmand-Düfte.

· Heute: Bienenwachs Absolue wird teilweise noch natürlich gewonnen, häufig jedoch auch synthetisch hergestellt – insbesondere für vegane oder tierfreie Parfums. Die natürliche Gewinnung erfolgt meist bienenschonend.

6. Hyraceum (Africa Stone) (Hyraceum Tincture)

· Herkunft: Fossile Ausscheidungen des Klippschliefers, einem kleinen afrikanischen Säugetier.

· Duftprofil: Sehr animalisch, rauchig, moschusartig, wild.

· Besonderheit: Kann gesammelt werden, ohne dem Tier zu schaden – ein seltener Glücksfall in der Parfümerie. Da es sich um versteinerte Ausscheidungen handelt, ist es auch in der EU zugelassen und gilt als ethisch vertretbar.

7. Civet Absolute (Civet Extract)

· Herkunft: Von der Zibetkatze gewonnen.

· Duftprofil: Animalisch, sinnlich, mit einer geheimnisvollen, leicht schmutzigen Note.

· Heute: Die natürliche Gewinnung ist in der EU verboten. Civet wird heute fast ausschließlich synthetisch nachgebaut, beispielsweise durch Zibeton oder ähnliche Moleküle. Echtes Civet findet sich nur noch vereinzelt in Ländern außerhalb der EU.

 

Warum nutzte man diese Essenzen?

Tierische Duftstoffe hatten eine besondere Aufgabe: Sie dienten als Fixateure. Sie verliehen Parfüms nicht nur Tiefgang, sondern sorgten dafür, dass die Komposition lange auf der Haut bleibt und sich dort warm und lebendig entfaltet. Ihre animalische Signatur verlieh dem Parfüm eine prickelnde Sinnlichkeit, die viele moderne Düfte heute noch suchen.

Der Zauber lebt weiter

Obwohl der direkte Einsatz tierischer Rohstoffe der Vergangenheit angehört, lebt ihr olfaktorischer Geist weiter. Parfumeure auf der ganzen Welt erschaffen heute mit synthetischen Mitteln künstliche Tierwelten für die Nase. So bleibt uns der sinnliche Zauber dieser animalischen Noten erhalten – ganz ohne Schuldgefühle.

Wenn Sie also das nächste Mal ein Parfüm auftragen und eine wärmende, geheimnisvolle Tiefe spüren, könnte es sein, dass ein bisschen von der wilden Natur vergangener Zeiten darin weiterlebt – ganz ohne, dass dafür ein Tier leiden musste.


 

Hinweis zu Allergenen und INCI-Kennzeichnung

Die meisten dieser tierischen oder synthetischen Duftstoffe zählen nicht zu den deklarationspflichtigen Allergenen, die laut EU-Kosmetikverordnung explizit aufgeführt werden müssen. Es gibt derzeit 26 bekannte Duftstoffe, wie beispielsweise Linalool, Limonene oder Citral, die bei Überschreiten bestimmter Konzentrationen deklariert werden müssen.

Stoffe wie Ambroxan, Galaxolide, Cashmeran oder Civetone gehören aktuell nicht zu dieser Liste und erscheinen daher meist nur unter der Sammelbezeichnung „Parfum“ oder „Fragrance“ auf der Verpackung. Nur wenn sie allergene Bestandteile enthalten, müssen diese zusätzlich ausgewiesen werden.

Für Konsumenten bedeutet das: Hinter dem Begriff "Parfum" können sich faszinierende Duftmoleküle verstecken, die den Reiz vergangener Zeiten wachrufen – ganz ohne ethische Bedenken.

Düfte mit animalischen Akkorden, wie weisser Moschus, Leder und/oder Amber:

Amber Wrath by Aquilaria Luminoir

Oud Me Over You by Aquilaria Luminoir

Oud in Leather by Aquilaria Luminoir

German Angst by Art Brüt

Leathery Flesh by Maie Piou

Impetus by Elixirs of the World

Wild by Van de Zotte

Essential 05 by Rhizome

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